Lebhaft kann ich mich daran erinnern, wie stolz ich als junger Redakteur auf meinen ersten selbst geschrieben Artikel war. Die Ernüchterung folgte, als mir beim Aufschlagen der gedruckten Zeitschrift ein Tippfehler im Fließtext auffiel: Ein fehlendes „w“ machte aus einer Datenverwaltung eine ziemlich nutzlose Sache.
Ich fragte mich daraufhin: Warum übersehen wir trotz größter Sorgfalt immer wieder Fehler in unseren Beiträgen, Artikeln und E-Mails? Und wie gehen Menschen damit um, die täglich mit Texten zu tun haben?
Das größte Problem beim Korrigieren ist unser Unterbewusstsein: Wenn der Text stimmig ist, lesen wir über manchen Lapsus hinweg. Das gilt besonders für eigene Werke – schließlich wissen wir bereits, was wir sagen wollen.
Die Augen huschen im Blindflug über das Geschriebene, das Gehirn schaltet auf Autopilot und die Aufgabe erhält nicht die volle Aufmerksamkeit.
Glücklicherweise können wir mit planvollem Vorgehen dafür sorgen, dass unsere Texte fehlerfrei sind – zumindest weitgehend.
Die folgenden Tipps stammen aus meiner Erfahrung und können auch dir dabei helfen, bessere Texte unter die Menschen zu bringen.
Zunächst einmal eine Begriffsklärung: Von einer Überarbeitung spreche ich dann, wenn ich größere Änderungen vornehme, die Textstruktur überarbeite oder an Formulierungen schleife. Hier liegt der Fokus klar auf den inhaltlichen Aspekten.
Das Korrekturlesen ist eine abschließende Tätigkeit, die in den Bereich der Schlussredaktion fällt. Hier geht es um sprachliche und formale Korrektheit. Natürlich kann der Übergang zwischen der Überarbeitung eines Dokumentes und dem Korrigieren fließend sein.
Wenn ich schreibe, ist die Rechtschreibhilfe meist angeschaltet. So vermeide ich bereits am Anfang die gröbsten Schnitzer und Buchstabendreher. Andere Autoren wollen in dieser Phase des ungestümen, kreativen Drauf-los-Schreibens nicht von einem eingebauten Besserwisser gestört werden und verzichten darauf. Beides ist in Ordnung.
Doch spätestens während der Überarbeitung und Konsolidierung des Textes sollte der Assistent hinzugezogen werden. Denn je früher ein Fehler entdeckt und korrigiert wird, desto besser. Deshalb habe ich mir angewöhnt, in dieser Phase jeden Absatz sofort und sorgfältig zu lesen. So komme ich den Fehlern auf die Spur, die die Rechtschreibprüfung nicht aufdecken konnte – unter anderem Trümmerteilen von umgestellten und überarbeiteten Sätzen.
Auch wenn ich in den frühen Phasen den Schwerpunkt auf die inhaltlichen Aspekte lege, so begleiten Korrekturen doch den gesamten Entstehungsprozess.
In Zeiten der Autokorrektur dürfte der ehemals häufigste Fehler kaum mehr vorkommen: Buchstabendreher. Meist sind sie die Folge von zu schnellem Schreiben. Viele Programme wie Word oder Apple Pages erkennen und beheben sie zuverlässig. Früher war dies mit Abstand mein häufigster Fehler. I
ch war mir darüber im Klaren und dieses Wissen half mir, die meisten Vorkommnisse zu entdecken und zu berichtigen. Wichtig ist, dass du weißt, welche Fehler du oft machst. So kannst du sie in den meisten Fällen schnell finden oder durch entsprechende Einträge im Wörterbuch der Rechtschreibkorrektur vermeiden.
Wenn ich geplante Social-Media-Beiträge, Artikel oder ein anderes längeres Dokument schreibe, lasse ich sie mindestens einen Tag liegen und lese sie mir dann noch einmal durch. Durch die zeitliche Distanz sehe ich mehr Fehler und krude Formulierungen fallen stärker auf.
Die meisten Textprogramme bieten heutzutage eine Rechtschreibprüfung – teilweise mit Autokorrektur, automatischer Ergänzung, Prüfung von Zeichensetzung und Grammatik. Ich möchte diese Helferlein nicht missen, aber ich verlasse mich nicht auf sie, denn semantische Feinheiten entgehen ihnen. Für eine erste Prüfung sind diese Programme durchaus geeignet.
Wesentlich leistungsfähiger als die meisten Rechtschreibprüfungen sind spezialisierte Tools. Mein persönlicher Favorit ist languagetool.org (Affiliate Link), da es Grammatik-, Stil- und Rechtschreibprüfung bietet und mehrere Sprachen beherrscht.
Um ein aufmerksames Lesen kommst du jedoch nicht herum.
Leider ermüden unsere Augen durch die Arbeit am Bildschirm recht schnell und unser Lese-Workflow ist dort anders als beim bedruckten Papier: Wir springen häufiger zwischen den Zeilen und lesen weniger aufmerksam. Deswegen drucke ich wichtige Texte aus und korrigiere sie zuerst auf dem Papier. Dabei achte ich auf viel Weißraum und Platz für Anmerkungen und Korrekturen, die ich abschließend in die digitale Version übertrage.
Tipp: Wenn du häufig Texte anderer Personen korrigieren solltest, lohnt es sich, die weitgehend einheitlichen Korrekturzeichen ([https://www.typolexikon.de/korrekturzeichen/]) zu lernen.
Wenn ein Ausdruck nicht möglich oder sinnvoll ist, kannst du dir auch mit dem Bildschirm behelfen: Stelle dein Textprogramm auf den Fokusmodus, der alle ablenkenden Funktionen deaktiviert. Nutze eine große Schrift und großzügige Zeilenabstände, damit du dich auf den Text konzentrieren kannst.
Ok, dieser Tipp mag seltsam klingen, doch ist die Methode sehr effektiv: Lies deinen Text rückwärts! Du lenkst deine Konzentration auf einzelne Wörter und Satzzeichen, statt auf den Gesamtinhalt. Diese Technik hilft, gewohnte Lesemuster zu durchbrechen.
Indem du dich Wort für Wort rückwärts durch den Text arbeitest, betrachtest du jedes Element isoliert. So spürst du Tippfehler, Rechtschreibfehler und Grammatikfehler auf, die beim normalen Lesen übersehen werden könnten.
Wenn es möglich ist, nutze das "Vier-Augen-Prinzip" und bitte eine unbeteiligte Person um ihr Korrektorat. Sie ist nicht in den Entstehungsprozess des Textes eingebunden und bringt eine frische Perspektive mit. Deshalb kann sie Fehler, Unklarheiten oder Missverständnisse erkennen, die dir selbst entgangen sind.
Perfekt wäre es, wenn diese Person aus deiner Zielgruppe kommt, denn dann kannst du gleich testen, ob deine Arbeit ankommt.
Wenn du die Aufgabe des Schreibens ernst nimmst und das abschließende Korrekturlesen als Teil des Schreibprozesses betrachtest (und nicht als lästige Pflicht), kannst du viele Fehler vermeiden. Planvolles Vorgehen, spezialisierte Tools und Sorgfalt helfen dabei.
Bei umfangreichen Werken, wie beispielsweise Büchern oder wissenschaftlichen Arbeiten, solltest du ein professionelles Lektorat in Anspruch nehmen. Erfahrene Texter:innen und Lektor:innen haben über ein fundiertes Wissen in Bezug auf typische Stolperfallen und sind mit den Regeln der Rechtschreibung, Grammatik und Stilistik bestens vertraut. Durch ihre Expertise können sie dazu beitragen, dass gute Texte auf eine noch höhere Ebene gehoben werden und somit einen professionellen Eindruck hinterlassen.
Wenn deine Texte nicht nur korrekt, sondern auch überzeugend sein sollen, empfehle ich dir meine Tipps für spannendere Texte.
Hier schreibe ich über das Schreiben (oft, aber nicht nur, für Technologieunternehmen), Content-Strategie und Social Media Management. Weil einige Artikel konkrete Fragen beantworten, die mir nahestehende Menschen gestellt haben, werden Sie manchmal geduzt.
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